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„1986 kam ich auf die Kanaren, wollte eine Wassersportstation auf Fuerteventura aufmachen. Das hat aber nicht geklappt. Dann dachte ich, es gibt so viele Menschen, die segeln wollen und eröffnete eine Segelschule. Ich war auf Gran Canaria und kaufte mir in Frankreich einen Segelkatamaran. 'Aristocat' nannte ich ihn und fing an mit Gästen zu segeln. Dabei habe ich die Tiere entdeckt, die draußen im Meer waren und gemerkt, welche Wirkung sie auf meine Gäste hatten. Und wie glücklich sie waren, als sie Delfine oder gar Wale sahen!“ Wenn Javier Zaera erzählt, spürt man sein Herzblut, das ihn mit dem Whale Watching verbindet.
„Das Verrückte daran war aber, dass die Canarios, die Aufnahmen von den Delfinen und Walen sehen, nicht glauben wollten, dass diese Tiere hier in diesen Gewässern leben. Aber sie leben hier, sie sind hier, rund um Gran Canaria!“ Javier schmunzelt, wissend um die Belehrung:
„Ich sprach damals mit der Universität und fing an, Daten aufzuschreiben, welche Tiere ich wo gesehen habe, wie viele es waren und wovon sie sich ernähren. Es war und ist auch heute noch keine wissenschaftliche Studie, aber es sind Parameter, die Aufschluss über die Tiere, über ihr Wohl oder ihr Leid geben.“
Weltweit gibt es 79 Wal- und Delfinarten – auf den Kanaren leben 29!
Inzwischen hat man festgestellt, dass auf den Kanarischen Inseln nicht nur Delfine, leben, sondern, dass es hier 29 verschiedene Wal- und Delfinarten gibt. Das bedeutet, dass ein Drittel der Art auf dieser Welt rund um die Kanaren leben.
Im Süden Teneriffas gibt es sogar eine Kolonie von Grind- und Pilotwalen. Das seien Delfinarten, klärt mich Javier Zaera auf. Auch erzählt er mir, dass Jacques Cousteau hier war und dass danach besonderes Teneriffa weltweit für seine Meeresbewohner berühmt wurde.
In den Jahren 1989, 1990/91 gab es nur zwei Regionen, die über eine Million Whale-Watching-Besucher hatten, das waren Amerika und Teneriffa. Über 50 Schiffe fuhren damals von Teneriffa raus aufs Meer zu den Tieren. Das wurde aber bald gestoppt. Die kanarische Regierung setzte damals ein Gesetz in Kraft, welches das Whale Watching zum Schutz der Tiere reglementierte.
Und das sei auch gut so, sagt Javier Zaera. Seine Mission aber geht an die Menschen, die sich auf Whale Watching begeben und an die, die Begegnungen mit den Meeresbewohnern so lieben.
Der Anfang des Whale Watching auf Gran Canaria
„Die Menschen sollen auf meinen Touren etwas lernen, von Anfang an. Je mehr sie über die Tiere wissen, um so mehr Feingefühl und Gespür bekommen sie und wollen sie schützen. Meine Gäste erhalten an Bord ein kleines Buch, das sie über Umgang und Herkunft informiert.“
Doch zurück zu den Anfangszeiten, zu der Pionierzeit und wie alles begann. Der Segelkatamaran, den sich Javier kaufte, war nicht geeignet für seine Ausflüge, zu langsam.
„Ich entwarf mein eigenes Schiff, das ich in Nordspanien bauen ließ, und nannte es 'Spirit of the Sea' – ein Motorkatamaran. Und es gab danach reichlich Nachahmer, sie sahen, dass man damit Geld verdienen kann. Natürlich ist es ein Geschäft, aber meine Crew und ich – wir machen es auch aus Leidenschaft, aus Leidenschaft zum Meer, zu den Tieren und für die Menschen, die sich über den Anblick der Tiere so wahnsinnig freuen!“
Javier erzählt, dass es viele „schwarze“ Schafe in der Branche gab und gibt, die den Touristen etwas von Delfinzonen erzählen und garantieren, dass sie diese auf jeden Fall auf der Tour sehen werden. Diese Delfinzonen gibt es nicht. Aber es gibt Regularien von der Regierung, die eingehalten werden müssen, und es bedarf einer Lizenz. Aber leider gibt es auf Gran Canaria nur sechs Schiffe, die diese Lizenz haben.
„Wir brauchen jeden Tag viel Zeit, um die Tiere zu finden. Und es ist verboten die Delfine zu füttern oder gar mit ihnen zu schwimmen. Jeder Tag ist anders. Einmal kommen sie neugierig an uns heran, dann sehen wir hunderte, dann wieder nur eine Mutter mit ihrem Kind.
In diesem Sommer mehr Wale als je zuvor
Aber was ich seit dreieinhalb Monaten beobachte ist schon unglaublich. Denn wir haben noch nie so viele Finnwale gesehen, wie in diesem Jahr. Und wir sehen sogar welche, die springen“, teilt mir Javier mit und freut sich über diese Tatsache. Wie kommt das, will ich wissen. Wie ist denn eigentlich das Gleichgewicht des Meeres und seiner Bewohner? Hat es sich verändert?
„Es gibt schon ein paar kleine Veränderungen, aber sie sind gering. Sie zeigen eine andere Richtung. Es hat mit Nahrung und Temperatur des Meeres zu tun. Das Meer ist wärmer geworden. Es gibt auch andere Zeichen. Es gibt eine Krankheit von Fischen, die es nur in der Karibik gab und in tropischen Gewässern. Seit Kurzen aber sind auch hier Menschen krank geworden durch den Verzehr von einheimischen Fischen, die diese Tropenkrankheit aufwiesen. Auch sehe ich seit Jahren fast keine Thunfische und Schwertfische mehr.“
Um dem allen nachzugehen, weiter zu beobachten, sind seine Daten und seine Fotos über die Tiere von Bedeutung. Javier fotografiert nur die Flossen. Und seine Aufzeichnungen gehen an das Meeresbiologische Institut Gran Canaria. Ab und zu wird er auch zu Gastvorträgen eingeladen und die Studenten kommen zum Praktikum auf die „Spirit of the Sea“.
Den Lebensraum der Tiere erhalten
„Die Reaktion der Gäste an Bord ist wirklich ein Traum meines Lebens und ich weiß dann, dass ich es damals richtig gemacht habe, als ich mit dem Whale Watching anfing. Es macht so großen Spaß zu sehen, wie die Menschen reagieren, wenn die Tiere aus dem Nichts auftauchen. Manche weinen, es ist immer ein toller Moment!
Damit das alles so bleibt, muss auch der Mensch seinen Teil dazu beitragen. Damit nichts aus dem Gleichgewicht kommt und die Natur erhalten bleibt. Was können wir tun?
Javier Zaera: „Lernen und der Natur und den Tieren mit dem nötigen Respekt begegnen. Es kann nicht sein, dass Plastiktüten, die am Strand einfach weggeworfen werden, ins Meer gelangen und der Grund sind, warum Schildkröten ersticken. Sie ernähren sich von Quallen und weil die Plastiktüte ähnlich aussieht, wollen sie sie essen. Oder der Delfin, der einen Müllsack auf dem Körper hatte und ebenfalls erstickte. Schrecklich!“
Und dann erzählt er mir von seinen verschiedenen Rettungsaktionen draußen auf dem Meer, wenn sich Delfine oder Wale in Fischernetzen verfangen haben. Er erzählt es ein wenig stolz und ich verstehe das auch. Es ist eine beispielhafte Aufgabe, die er sich zum Ziel gesetzt hat: Dem Meer und seinen Bewohnern mit Respekt begegnen und die Menschen aufklären und ihnen beibringen, wie man sich ihnen gegenüber verhält.
Dann kann auch in Zukunft der große Moment kommen, wenn Wale und Delfine wie aus dem Nichts aus dem Meer auftauchen und bei den meisten Menschen eine Gänsehaut verursacht ...
Von Christine Haselwander
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„Spirit of the Sea“, www.dolphin-whale.com
928 562 229 oder 655 991 903, Bürozeiten von 09:30 bis 18:00
AUSFAHRTSZEITEN: Mo, Mi und Fr. – 10 Uhr und 13.30 Uhr, Di, Do, und Sa. – 10 Uhr, 12.30 Uhr und eventuell 15 Uhr
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Schutzorganisation
Die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) e.V., Kornwegerstr. 37 | 81375 München, Tel.: 089 - 74 16 04 10 | Fax: 089 - 74 16 04 11, E-Mail: info@delphinschutz.org, www.delphinschutz.org
Die GRD wurde 1991 vom dreifachen Weltumsegler Rollo Gebhard gegründet.
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Infos rund um das Thema Whale Watching und das Projekt in La Gomera unter www.m-e-e-r.de
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Auszug aus den kanarischen Bestimmungen zur Walbeobachtung: (mehr unter www.m-e-e-r.de/198.0.html)
Und worauf sie achten sollten, wenn Sie ein Whal Watching buchen:
Im Jahre 1996 erließ die kanarische Regierung ein Gesetz, das die Walbeobachtungsaktivitäten regulieren sollte. Dieses Gesetz wurde im Jahr 2002 überarbeitet. Seitdem müssen kommerzielle Anbieter lizenziert sein. Dass ein kanarischer Anbieter eine Lizenz besitzt, erkennt man an der kleinen gelben Flagge mit dem Aufdruck „Barco Azul“ (siehe Abbildung), die deutlich sichtbar an seinem Boot gehisst sein muss und zusätzlich die aktuelle Jahreszahl wiedergibt.
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Regulationen für Bootsführer in der deutschen Übersetzung
Die Beobachtungszonen für Meeressäuger sind in drei Bereiche geteilt:
1. Die Verbotszone – 0 bis 60 Meter von den Tieren
2. Die eingeschränkte Beobachtungszone – 60 bis 300 Meter von den Tieren
3. Die Annäherungszone – 300 bis 500 Meter von den Tieren.
Grundsätzliche Bestimmungen:
1. Bei Einfahrt in die gesamte Zone müssen Echolote und alle Schallquellen an Bord abgeschaltet werden. Es dürfen keinerlei Töne unter Wasser erzeugt werden.
2. Es dürfen keine Manöver gefahren werden, die das Boot näher als 60 Meter an die Tiere heran führen. Innerhalb der „Verbotszone“ muss der Motor ausgeschaltet bzw. in den Leerlauf geschaltet werden. Die Schraube darf nicht drehen!
3. Jeder physische Kontakt mit den Tieren ist verboten. Die Tiere dürfen nicht gefüttert und keinerlei Gegenstände dürfen ins Wasser geworfen werden.
4. Die absolute Bewegungsfreiheit der Tiere muss in alle Richtungen gewährleistet bleiben.
5. Die Zugrichtung der Tiere darf nicht gekreuzt, es dürfen auch keine Kreise gefahren werden.
6. Gruppen von Tieren dürfen nicht voneinander getrennt werden – ganz besonders darf das Boot nie zwischen Muttertiere und Jungtiere fahren.
7. Wenn die Tiere Anzeichen von Belästigung zeigen – z.B. ständig Richtung und Geschwindigkeit ändern, plötzliche Sprünge machen, unter Wasser Blasen ausatmen etc. – muss sich das Boot von den Tieren entfernen.
8. Bei toten oder verletzten Tieren ist sofort die Behörde zu verständigen, der Fundort muss per Boje markiert werden, die genaue Position ist durchzugeben.
9. Innerhalb der gesamten Beobachtungszone dürfen sich nie mehr als drei Boote gleichzeitig aufhalten.
10. Bei schlechtem Wetter (ab Windstärke 4) dürfen keine Fahrten angeboten oder unternommen werden.