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Eine Sammlung von antiken Raritäten und Kuriositäten, wie z. B. alte Waagen und Maße, Kaffeemühlen aus Urgroßmutters Zeiten, Nähmaschinen, eine für den Hausgebrauch ehemals angefertigte Gofiomühle oder ein Dreschbrett, ist zu sehen. Teils wurden sie vom Hausherrn, Gabriel (kurz „Chicho“ genannt) Rodríguez Martín und seiner Familie zusammengetragen. Teils handelt es sich auch um geologische Funde aus der Natur und Umgebung des Teide sowie um Souvenirs von Besuchern und Gästen aus aller Welt.
Hat man an einem der schlichten Tische Platz genommen und sich eine „potaje de la abuela María” (Großmutter Marias Suppe) bestellt, befindet man sich bereits mitten in der Familiengeschichte von Chicho Rodríguez. Seine Mutter, nach der die ausgezeichnete Gemüsesuppe benannt ist, eröffnete 1936 – also zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs – die „Fonda Casa María”, einen Tante-Emma-Laden, in dem man auch mit guter Hausmannskost bewirtet wurde.
Sogar ein Zimmer stand schon damals zur Übernachtung bereit. Die Mutter von Chicho war die gute Seele im Dorf, denn sie versorgte während den Hungerszeiten im Bürgerkrieg die Not leidenden Kinder mit Essen. Reste vom Geschirr und den Kochutensilien aus dieser Zeit sind heute in einer großen Vitrine im Speisesaal ausgestellt. Dazu gehören auch ein paar bunte Scherben von Gläsern, aus denen die Kurgäste tranken, die nicht nur wegen der besonders guten Luft, sondern auch wegen des aus dem Berg „El Sombrerito“ gewonnenen Mineralwassers nach Vilaflor kamen. Diesem wurden nämlich besondere Heilkräfte zugesprochen.
Als Therapie bekamen die Kurgäste das Mineralwasser in verschiedenfarbigen Gläsern je nach Schwere der Lungenkrankheit verabreicht. Noch heute sprudelt aus dem Inneren des „El Sombrerito“ – dem Wahrzeichen von Vilaflor – das beste Mineralwasser der Insel, das dem Gast im Restaurant von Chicho in Karaffen offen ausgeschenkt wird.
Am Durchgang zwischen den beiden Speisesälen steht ein Dreschbrett, mit dem die Spreu vom Weizen getrennt wurde. Mit Kamel und „trillo“ – wie man das Brett nannte – fuhr man auf dem Dreschplatz im Kreis über das Getreide, das mit Gabel (gancho) und Schaufel (pala) geworfelt wurde. Der Wind, der durch das Fahren entstand, blies die leichtere Spreu weg, so dass die Getreidekörner zurückblieben. An einem kleinen Modell kann man sich von Doña Ana María, der Ehefrau von Chicho, den Dreschvorgang (trilla) erklären lassen.
Auch eine alte Gofiomühle am Eingang des Restaurants zieht den Blick des interessierten Gastes auf sich: in einem Holzgestell befinden sich zwei horizontal aufeinanderliegende Mühlsteine, deren oberer Stein mit einem Stock und viel Kraft gedreht wurde, um die Mais- bzw. Weizenkörner zu Mehl zu mahlen. Dieses wurde in einem Leinensack, der unter den Steinen hing, aufgefangen. Doch nicht nur Gegenstände aus dem Alltagsleben von damals machen die besondere Kollektion von Chicho Rodríguez aus, sondern auch geologische Funde, die sich an der Wand hinter der Bar befinden und zu denen auch ein schöner schwarz glänzender Obsidian und gelbliche Schwefelsteine aus der Umgebung des Teide sowie ein großer grün schimmernder Olivin aus Lanzarote gehören.
Es empfiehlt sich, den Besuch in diesem kleinen Privatmuseum mit einem der Traditionsgerichte nach Art des Hauses zu verbinden, wie z.B. „potaje de la abuela María“, „puchero canario“ (Kanarischer Eintopf), „sopa de puchero“ (Eintopfbrühe), „gofio y queso casero“ (Mehlmasse aus geröstetem Getreide und Ziegenkäse nach Art des Hauses), „escaldón” (Brei aus Gofio und Kraftbrühe des kanarischen Eintopfs) oder „frangollo“ (hausgemachter Grießpudding).
Auch die kanarischen Gerichte „conejo en salmorejo con papas arrugadas“ (Kaninchen an kanarischer Knoblauch-Kümmel-Paprika Marinade mit Runzelkartoffeln) sowie „carne de cabra con papas arrugadas“ (Ziegenfleisch mit Runzelkartoffeln) kann man in Chichos Restaurant empfehlen. Ein Essen bestehend aus Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise und dazu Wein, Mineralwasser und Kaffee kostet durchschnittlich 20 bis 25 Euro pro Person.
Restaurant Casa Chicho
El Sombrerito, Calle Santa Catalina, Vilaflor
Öffnungszeiten: täglich: 12 bis 16.30 und 19 bis 21 Uhr
Vorspeisen: 2,50 € bis 6,00 €
Hauptgerichte: 3,00 € bis 9,00 €
Desserts: durchschnittlich 3,00 €
Reservierungen: Tel./Fax 922 709 052 oder 922 709 200
Kreditkarten: Es werden alle gängigen Kreditkarten akzeptiert