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Woher kommen sie?
„Früher“, so meint der Experte, „hat es viel mehr Haie in Küstennähe gegeben als heute“. Heute sei das Erscheinen in Sichtweite eher ein vereinzeltes Phänomen. Dass Menschen vorsichtshalber bei einer Hai-Sichtung aus dem Wasser geholt werden, ist sinnvoll. Dass dies wiederum unter touristischen Aspekten dem Image schadet, sieht er auch ein. Deshalb forderte er seine Studenten auf, nach möglichen Lösungen zu suchen.
Aufgrund fehlender Fotos können die Wissenschaftler nicht genau benennen, welche Haiart gesehen wurde und ob es sich eventuell um das gleiche oder verschiedene Tiere handelte. Zeugenaussagen über Größe und Aussehen differierten. Brito vermutet, dass es sich um einen Seidenhai, auf den Kanaren auch Jaqueta genannt, gehandelt hat. Diese Tiere werden maximal 2 bis 3,30 Meter lang. Die Tiere, die zur Gruppe der Requiemhaie gehören, sind grau, braungrau und manchmal sogar fast schwarz. Charakteristisch ist, dass die erste Rückenflosse hinter der Brustflosse beginnt. Sie kommen im westlichen Atlantik von Massachusetts bis Brasilien, im Golf von Mexiko und in der Karibik vor. Im östlichen Atlantik leben sie in einem Territorium von Spanien bis zum Senegal. Außerdem sind sie im Roten Meer, im Ost- und Westpazifik, im indischen Ozean und seit einigen Jahren sogar im Mittelmeer anzutreffen. Sie ernähren sich hauptsächlich von Fischen und manchmal auch von Weichtieren. Attacken auf Menschen sind eher selten. Oft sind sie in Verbindung mit Unterwasserfischern, die tote Fische am Gürtel tragen, zu sehen. Da im Zusammentreffen mit Menschen das sogenannte Hunching, eine Art Drohgebärde, die einem Katzenbuckel ähnelt und einem Angriff vorausgeht, beobachtet wurde, muss die Art als potenziell gefährlich angesehen werden. Allerdings gelten die in den kälteren Atlantikgebieten lebenden Arten als weniger angriffslustig als ihre Artgenossen in der Karibik und anderen warmen Gefilden. Trotzdem ist Vorsicht angeraten.
Was tun?
In manchen bekannten Hai-Gegenden, wie in Florida, werden Badestrände durch Netze geschützt, die vor der Küste gespannt werden und das offene Meer von den Badebuchten abtrennen. Nachteil dieser Schutzmaßnahme ist, dass ihr viele andere Meeresbewohner, wie Delfine und Wasserschildkröten zum Opfer fallen, weil sie sich in den Netzen verheddern und dann kläglich verenden. Außerdem müssen die Netze regelmäßig kontrolliert werden. Eine andere Art, die die Studenten als mögliche Abschreckung untersuchen, ist eine Art Boje, die ein akustisches Signal in einer Frequenz aussendet, die von Haien wahrgenommen und als unangenehm empfunden wird, sodass sie die Küstennähe meiden. Ideal ist diese Lösung allerdings auch nicht, weil Auswirkungen auf andere Meeresbewohner nicht auszuschließen sind. Die Master-Studenten finden ja vielleicht noch eine ganz andere Lösung?
Wie gefährlich ist der Hai?
Angespornt von den Hollywood-Fantasien, die mit den verschiedenen Folgen des „Weißen Hais“ Millionen eingespielt haben, läuft den meisten Menschen bei dem Gedanken an einen Hai im Wasser ein Angstschauder über den Rücken. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit von einem Hai gebissen zu werden, viel kleiner als die, einen 6er im Lotto zu gewinnen. Die Hai-Forschung der internationalen Shark Foundation betont, das es jährlich Milliarden Menschen für Wassersportaktivitäten, zum Baden oder Tauchen ins Meer zieht. Dabei kommt ein Hai-Unfall auf 11,5 Millionen Aktivitäten im Wasser. Es ist sogar in Australien wahrscheinlicher zu ertrinken als von einem Hai gebissen oder gar getötet zu werden. Die Forschungsstelle zählt bei den Hai-Unfällen sogar solche mit, die mit leichten Kratzern enden. Also fast harmlose Begegnungen waren. Zum Vergleich: Zwischen 1959 und 2003 sind in den Küstenstaaten der USA insgesamt 1.857 Menschen vom Blitz getroffen worden. Demgegenüber stehen in den 44 Jahren 740 Hai-Unfälle, von denen nur elf tödlich endeten. Seit 2004 nahm die Zahl der Unfälle zu. Das liegt aber auch an der Zunahme der Menschenmassen, die sich im Wasser aufhalten. In den USA und Kanada sterben jedes Jahr 40 Menschen durch Angriffe von Schweinen. Das sind sechs Mal so viele, wie weltweit durch Hai-Attacken. Allein in New York werden jährlich zehn Mal mehr Menschen von Menschen gebissen, als weltweit von Haien. Selbst die Zahl der Menschen, die jährlich rund um den Globus von Kokosnüssen erschlagen werden, ist höher, als die, die von Haien gebissen werden.
Monster Mensch
Eigentlich hat der Hai viel mehr Grund vor dem Menschen Angst zu haben, als umgekehrt. Aktuell sterben weltweit in jeder Sekunde drei Haie durch Menschenhand, weil ihr Fleisch und oftmals nur ihre Flossen als Delikatessen oder Potenzmittel gefragt sind. Oft werden sie auf grausame Weise, ohne Flossen, aber lebend wieder ins Wasser geworfen. Seit mehr als 400 Millionen Jahren bevölkern die Hai die Ozeane des Planeten Erde. Inzwischen sind, „dank“ des Menschen, mehr als 200 Haiarten vom Aussterben bedroht. Wer mehr über die Jäger der Weltmeere wissen möchte, findet über die Webseite der Shark Foundation, www.hai.ch, weiterführende Informationen.